Mission und Geschichte
Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges entwarf Kurt Hahn in den 1950er Jahren eine Vision von Bildung, die junge Leute aus aller Welt aktiv befähigt, sich für eine tolerantere, friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen.
Kurt Hahn und die Idee „UWC”
Ideengeber und geistiger Vater der UWC-Bewegung ist der deutsche Pädagoge Kurt Hahn (1886-1974). Dieser wurde als Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie in Berlin geboren, studierte Geisteswissenschaften und arbeitete zunächst im Auswärtigen Amt. Schon früh interessierte er sich für pädagogische Fragen und vertrat ein ganzheitliches Verständnis von Bildung. 1919 gründete er mit Max von Baden das Internat Schloss Salem, 1932 die Schwesterschule Birklehof im Schwarzwald.
Kurt Hahn durchlebte zwei Weltkriege, Faschismus und Emigration. Die Erfahrungen seiner Zeit schlugen sich in seinen Idealen von Bildung und Erziehung nieder: Jungen Menschen sollte mehr vermittelt werden als reines akademisches Wissen. Für ebenso wichtig hielt er Eigenverantwortung, soziale Dienste und internationale Verständigung – so könnten junge Menschen befähigt werden, sich in ihrem Leben aktiv für eine tolerantere, friedlichere und gerechtere Welt einzusetzen.
„I regard it as the foremost task of education to ensure the survival of these qualities: an enterprising curiosity, an undefeatable spirit, tenacity in pursuit, readiness for sensible self-denial and, above all, compassion.“ – Kurt Hahn
Konfrontiert mit dem Kalten Krieg zwischen Ost und West, entwarf Kurt Hahn Ende der 1950er Jahre gemeinsam mit dem englischen Luftmarschall Lawrence Darvall und dem Rear-Admiral Desmond Hoare ein einzigartiges Schulkonzept, heute als United World Colleges bekannt. Unterstützt wurden sie von einem internationalen Beraterstab, dem auch Mitarbeiter der UN angehörten. Als erste Schule dieser Art öffnete 1962 das UWC Atlantic College an der walisischen Küste seine Türen für zunächst ausschließlich männliche Schüler aus aller Welt.
Das UWC Atlantic College ist die Geburtsstätte der Rigid-Inflatable Boats (Festrumpf-Schlauchboot), deren Prototyp unter Direktor Rear-Admiral Desmond Hoare entworfen und gebaut wurde. David Sutcliffe, Gründungsmitglied des Atlantic Colleges, veröffentlichte 2010 das Buch „The RIB – The Rigid-Hulled Inflatable Lifeboat and its Place of Birth The Atlantic College“, welches die Ursprünge der Erfolgsgeschichte des Rettungsbootes untersucht. 2014 half das College in Zusammenarbeit mit japanischen Firmen bei dem Entwurf eines neuen Bootes, das nach Tsunamikatastrophen zum Einsatz kommen kann.
UWC bleibt bis heute den Zielen von Kurt Hahn verpflichtet, interpretiert diese aber immer wieder aufs Neue, um den Herausforderungen und Konflikten, die in und zwischen Gesellschaften existieren, zeitgemäß zu begegnen.
Chronik
1962 – Das UWC Atlantic College eröffnet in Südwales, Großbritannien. Die britische „Times” bezeichnet die Schule als „the most exciting experiment in education since the Second World War“.
1967 – Der Leiter der britischen Streitkräfte, Lord Mountbatten, wird Präsident der Bewegung, die als „United World Colleges” bekannt wird.
1970er – Es entstehen mehr und mehr Nationalkomitees, die UWC in ihren Ländern vertreten und bekannt machen und SchülerInnen für den Besuch am College auswählen.
1974 – Das UWC Pearson College öffnet in Victoria, Kanada, seine Türen. Kanadas ehemaliger Premierminister und Träger des Friedensnobelpreises war Inspiration und Namensgeber für das College.
1978 – Seine Majestät, der Prince of Wales, wird Präsident von UWC.
1975 – Die Singapore International School wird vollwertiges Mitglied der UWC Bewegung und heißt von nun an UWC South East Asia.
1981 – Die Waterford Kamhlaba Schule in Swaziland, gegründet 1963 als Schule für sowohl schwarze als auch weiße Schüler und damit als Zeichen gegen die südafrikanische Apartheidsbewegung, wird zum Waterford Kamhlaba UWC of Southern Africa.
1982 – Zwei weitere Colleges, UWC USA in New Mexico und das UWC Adriatic in Italien, werden eröffnet.
1988 – Seine Majestät, der Prince of Wales, und der Agrarwissenschaftler Dr. Luis Marcano Coello unterstützen die Gründung eines Colleges in Venezuela – Simón Bolívar UWC of Agriculture.
1990s – Die UWC Short Courses werden ins Leben gerufen. Durch sie können mehr junge Leute von dem einzigartigen Bildungs- und Erziehungskonzept profitieren, das UWC bietet.
1992 – Das Li Po Chun UWC in Hong Kong wird eröffnet.
1995 – Ihre Majestät, Königin Noor von Jordanien, und der Friedensaktivist Nelson Mandela übernehmen gemeinsam den Posten des Präsidenten der UWC Bewegung.
1997 – UWC Mahindra College in Pune, Indien, wird eröffnet.
1999 – Südafrikas erster schwarzer Präsident, Nelson Mandela, wird Ehrenpräsident von UWC.
2006 – UWC Costa Rica, ehemals das Costa Rica SOS Hermann Gmeiner International College, schließt sich der Bewegung an. Das College in Mostar, Bosnien und Herzegowina, wird eröffnet.
2009 – UWC Maastricht, in dem sich zwei bestehende internationale Schulen verbinden, wird ein UWC.
2012 – Simón Bolívar UWC of Agriculture wird nach Versuchen der venezolanischen Regierung, die Schule zu einer öffentlichen Universität zu machen, geschlossen.
2014 – Das UWC Dilijan in Armenien und das UWC Robert Bosch College in Deutschland werden eröffnet.
2015 – UWC Changshu China wird eröffnet.
2016 – UWC Thailand wird eröffnet.
2017 – UWC ISAK Japan wird eröffnet.
UWC Austria
Seit über 30 Jahren sind Schülerinnen und Schüler aus Österreich Teil der UWC Bewegung. Mittlerweile gibt es über 150 österreichische Alumni, jedes Jahr kommen rund 6-8 dazu.