Ich habe das letzte und werde das kommende Jahr am Robert Bosch College in Freiburg verbringen. Obwohl nichts so war und ist wie ich es mir vorgestellt habe, war es eine außergewöhnliche Erfahrung, dessen zweiter Teil noch auf mich wartet.
Schnell nach der Ankunft waren alle idealistischen Friede, Freude, Eierkuchen Vorstellungen geplatzt, denn es war Wirklichkeit und diese kann nicht perfekt sein, noch so wie man es sich vorstellt, doch das war gut so. So hatte ich eine Vorstellung und eine Realität, also viel mehr davon als wenn das eine und das andere dasselbe wären.

Dieses Jahr ist langsamer vergangen als die vorigen, denn die Ungewohntheit, der vollgepackte, nicht immer vorhandene Alltag und die vielen unbekannten Gesichter machten jeden Tag erinnerungswürdig, doch zur gleichen Zeit verflog sie auch denn jeden Tag war so viel los wie in manchen Wochen zu Hause.
Die Schule stellt eine Herausforderung dar, die ich liebend gerne in Kauf nehme und hoffentlich auch am Ende bewältige, da ich gefühlt noch nie so viel Interessantes in so kurzer Zeit gelernt habe. Außerdem gibt es mir die Möglichkeit selbst zu entscheiden wie viel Zeit und Arbeit ich in etwas hineinstecke und auch die Fähigkeit zu priorisieren.
Ich habe Freundschaften gebildet die so unterschiedlich voneinander und den Freundschaften zu Hause sind. Ich wusste nicht, dass eine Person nach neun Monaten so nahe meinem Herzen sein kann.
Ich habe die Möglichkeit bekommen mit Menschen aus über hundert Nationen zu Lernen, Lachen, Tanzen, Singen, Kochen, Essen, Reden, Kuscheln, Weinen und sie kennen zu lernen.

Es war nicht einfach und wird auch nicht einfach weitergehen, aber es ist es wert, denn all die Herausforderungen und die schlechten Zeiten lassen mich reifen und erwachsen werden.
Jetzt mit meiner Familie zu Hause zu sein zeigt mir wie sehr ich aufgewachsen und eigenständiger geworden bin.
Phasen zum Durchbeißen oder einfach aushalten haben mir auch gelehrt wie viel ich selber steuern kann, wie gut es ist, dass es nicht perfekt und einfach ist, denn perfekt wäre langweilig und dass etwas trotz harten Zeiten wunderschön und bereichernd sein kann. Nur nicht aufgeben.
Die Frustration mit mir selbst, meine Schulkollegen, meiner Arbeitshaltung, dem IB, den demokratischen Schülerversammlungen und vielem mehr hat mich manchmal gelähmt, jedoch möchte ich das nächste Jahr nutzen zu lernen wann genug Energie in etwas hineingesteckt wurde und wann selbst noch mehr die Initiative zu ergreifen.

Ich hatte ein wundervolles Jahr. Ich habe Mitternachts meiner Freundin den Walzer gelernt, nachdem wir uns, für mich das erste Mal, Sound of Music angeschaut haben. Ich habe viele Mittwoche morgen mit Pfannkuchen bereiten und essen verbracht, neben und mit meinen Freunden gelernt und sie auch oft davon abgehalten. Ich habe an der Dreisam Wassermelonen verspeist und gelesen, in Umarmungen am Gang kurz meine Tränen entschwinden lassen und viel Tee mit Gesprächen getrunken. War im Schwarzwald wandern, Rad fahren und Ski fahren und hab immer noch nicht genug von den legendären Sonnenuntergängen über Freiburg. Ich habe Friseurin gespielt und wurde auch frisiert. War in einem Zimmer mit drei anderen Mädchen, mit denen ich nie geredet hätte, weil wir alle Grund auf verschieden sind, wären wir nicht gemeinsam im Zimmer gewesen. In zwei Häusern gelebt, da ich in einem Ehrenmitglied war, wunderschöne Spaziergänge gemacht, Freiburg erkundet…
Ich hoffe nie aufzuhören neugierig zu sein und einfach „Ja“ zu sagen (wenn es für mich passt).

Ich habe viele Gespräche noch nicht geführt, viele Geschichten noch nicht gehört, viele Tänze noch nicht getanzt, viele Gerichte noch nicht probiert und viel Tee noch nicht getrunken, deswegen freue ich mich umso mehr auf das kommende Jahr, denn dies ist eine Chance in die Erfahrung erneut einzutauchen ohne sich durch das Ungewohnte und Unbekannte paralysieren zu lassen.

Auf ein gutes Jahr und allen die heuer das erste Mal auf einem UWC sind: Viel Glück und Mut!