Mirwais

Auch sein Blick für’s Politische, große Ganze sei dort zum ersten Mal erwacht – und begleite ihn seither beruflich und privat. Mirwais träumt und plant groß!

(10.09.2018)

Wenn Mirwais Wakil über seine letzten zehn Jahre, Stationen und Erfahrungen nachdenkt, dann steht an deren Anfang das UWC Mostar – wie ein Tor. Eine vorerst unsichtbare Tür, hinter der der umtriebige Wiener eine Welt von unbegrenzten Möglichkeiten vorgefunden habe. Seither erstrahlen dort alte wie neu gefundene Fähigkeiten und Interessen in einem neuen, stärkeren Licht.

Auch sein Blick für’s Politische, große Ganze sei dort zum ersten Mal erwacht – und begleite ihn seither beruflich und privat. Mirwais träumt und plant groß!

Durch die instabile politische Situation in Afghanistan, wo Mirwais bis zu seinem 15ten Lebensjahr lebte, machte er schon früh Erfahrungen mit dem Ortswechseln und Umziehen. Trotzdem sollten die Jahre in Mostar sein Leben grundlegend ändern. Eine kafkaeske Verwandlung, wie Mirwais schmunzelnd meint. Stadt und Schule haben ihn stark beeinflusst und die Grenzen dessen, was er für möglich gehalten habe, deutlich verschoben: Die vielen Möglichkeiten haben auch mehr Unsicherheiten in sein Leben gebracht. Aber das Positive, die vielen neuen Möglichkeiten, überwogen bei weitem.

Mirwais, der in Wien für seine außerordentlich guten Noten in den Naturwissenschaften bekannt war und seinen MitschülerInnen Nachhilfe gab, wandte sich im neuen Umfeld ganz anderen Fächern zu: Wirtschaft, Geschichte und Kunst. Das enge LehrerInnen-SchülerInnen-Verhältnis am UWC ist ihm als besonderer Kontrast zur österreichischen Schule in guter Erinnerung geblieben. “Wie überraschend anders als in einer Regelschule man Wissen definieren kann!”, lacht er.

Aber auch die Stadt Mostar hat eine wichtige Rolle in Mirwais’ UWC-Erfahrung gespielt. Sie sei nicht nur Kulisse, sondern auch Schauplatz gewesen – steckte sie doch selbst in einer Verwandlung, ihre beschwerliche Vergangenheit an vielen Ecken und Enden spürbar.

Nach UWC zog Mirwais von Mostar nach Minnesota, um in St. Olaf, getreu seiner Fächerwahl am UWC, ein Studium mit den drei Schwerpunkten Wirtschaft, Politikwissenschaften und Kunst zu absolvieren. Ob er nochmals einen Triple Major belegen würde? Es sei definitiv eine intensive Zeit gewesen, schmunzelt Mirwais. Er wolle die Erfahrung nicht missen. Danach zog es ihn zurück nach Wien, wo er für die Diakonie und das Rote Kreuz arbeitete, bevor er doch die Uni vermisste und seine Studienzeit mit einem Master in Internationalen Beziehungen an der London School of Economics fortsetzte.

Mirwais ist ein Unermüdlicher: Einer, der hart arbeitet, aber außerhalb der vorgefertigten Boxen denkt. Lenkt er sein Interesse auf eine Sache, kann es schon passieren, dass er einen Zeitungsartikel verfasst, beim Forum Alpbach gegen die aktuelle Migrationspolitik argumentiert oder das nächste Unternehmensprojekt plant. Aus seinen internationalen Erfahrungen und weiten Interessen schöpft Mirwais auch beruflich – derzeit als parlamentarischer Mitarbeiter und Referent für Migration und Immigration. Die Zeit neben diesem Job füllt er mit dem Schreiben von Artikeln und seinem Doktoratsprojekt auf der Fakultät für Politikwissenschaften an der Universität Wien.

Was er in Zukunft plant, lässt der 27-Jährige noch offen. An Beschäftigung, Stoff für den nächsten Artikel und großen Plänen mangelt es jedenfalls nicht! Mit auf den Weg gibt er uns dafür Folgendes:

“You don’t need to believe that it’s possible. You just need to try and see if it is!”